In dem Video von Richard Dawkins kurz erwähnt, wollte ich mehr über Hell House erfahren. Wie sich herausstellt, gibt es darüber eine Dokumentation aus dem Jahr 2001.

Hell House ist ganz schlicht und einfach die evangelikale Variante von Haunted Houses, wie sie zu Haloween in den USA schon eine lange Tradition haben. Ein Haunted House ist sowas wie eine self-made Geisterbahn, die temporär zu Haloween in irgendwelchen leerstehenden Häusern eingerichtet wird. Es geht um Verkleiden und Gruseln und um Haloween-Spass.

Die Dokumentation über Hell House ist sehr zurückhaltend und unterscheidet sich darin deutlich von Dawkins. Die Hellhäusler werden nicht mit schwierigen Fragen konfrontiert, sondern relativ neutral begleitet, während sie eine neue Auflage ihres Hell House vorbereiten. Dabei liegt die Betonung im Film weniger auf den ‘Attraktionen’ des Hell House, als vielmehr darauf, die Menschen zu zeigen, die das Hell House betreiben. Das sind evangelische Christen, wie man sie überall treffen könnte: hilfsbereit, sozial und völlig kompromisslos in Fragen, die ihren “Glauben” betreffen. Man sieht einen Chef des Hell House, der sich rührend um seinen behinderten Sohn kümmert, und man sieht das Casting und die Proben mit Schülerinnen als Darstellern, und wie ihnen das Schauspielern offensichtlich Spass macht.

Wirklich gespenstig wird die Dokumentation immer dann, wenn doch über die Attraktionen gesprochen wird. Da landen dann Schwule, Partygänger oder auch Mädchen, die abgetrieben haben, in einer ausgesprochen graphischen Hölle. Man könnte nach Theweleit glauben, dass es gegen alles geht, was dem soldatischen Körper, der sich hier als ein mit “Christlichkeit” gepanzerter Körper entpuppt, gefährlich werden könnte. Und ebenso gespenstig sind die Besucherinnen- und Konvertitenzahlen, die die Hellhäuslerinnen begeistert präsentieren.

Am Ende bleibt der Eindruck eines “Extremismus der Mitte” dieser Christen, und dass diese Leute ein gutes Beispiel für Dawkins’ These abgeben, dass Glaube in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen nichts zu suchen hat.