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Tag: Tanz

Frédéric Gies „Dance (Praticable)“ – Gruppenversion

“Dance (Praticable)- Gruppenversion” ist ein Tanzstück mit 9 Tänzern. Ich habe es am 23.10.08 in den Berliner Sophiensälen gesehen. An diesem Tag war eine der Tänzerinnen erkrankt, also nur acht Personen auf der Bühne. Das Stück dauert ungefähr eine Stunde. Während des ganzen Stückes werden alle Bewegungen und Abläufe von allen Tänzern gemeinsam, wenn auch nicht synchron, durchgeführt. Getanzt wird in der Gruppe, nicht einzeln. Es wird allerdings auch nicht miteinander getanzt, sondern eher nebeneinander.

Dance (Praticable) - Gruppenversion nach einer Partitur von Frédéric Gies

Dance (Praticable) - Gruppenversion nach einer Partitur von Frédéric Gies

So entsteht auf der Bühne eine merkwürdige Gruppe, die als Kollektiv durch das Nebeneinander der Tänzerinnen unwirklich bleibt, die aber durch die gemeinsamen Bewegungen der Tänzer auch nicht ignoriert werden kann. So – wie Yves Mettler im Publikumsgespräch danach bemerkte – oszilliert der Blick zwischen der Gruppe und den einzelnen Tänzerinnen und kann nie so ganz bei dem einen oder dem anderen verharren. Denn auch die einzelnen Tänzer verlangen Aufmerksamkeit. Die Choreographie durchlaufen zwar alle gemeinsam, aber auch sehr individuell: Runde Bewegungen, eckige Bewegungen, tanztrainierte Bewegungen, fließende Bewegungen – jede der Tänzer hat einen eigenen Stil – ihren eigenen Stil, der eher betont als in der Gruppe versteckt wird. Auf die Unterschiede kommt es an.

Aber die Tänzerinnen scheinen sich weder auf die Gruppe noch auf das Publikum zu konzentrieren, sondern vor allem auf sich selbst. Die Choreographie, die sie tanzen, wirkt fast wie die unbeabsichtigte Konsequenz eines Prozesses, der in den Tänzern stattfindet, und den der Zuschauer nicht sieht und nicht sehen kann.

Eine ähnliche innere Konzentration ist der Grund, warum ich Musikerinnen so gerne beim Spielen zuschaue. Gespielt wird für das Publikum, aber die Bewegungen – die eigentliche Performance sozusagen – ist nur Mittel zum Zweck, der darin besteht, Musik zu machen.

Eine solche Zweckmäßigkeit, die sich nicht in sich selbst erschöpft, strahlen auch die Tänzer bei “Dance” aus – und unterscheiden sich darin von allem, was ich bisher auf einer Tanzbühne gesehen habe. Hier wird nicht getanzt, um schön zu tanzen, hier wird getanzt und nebenbei entsteht schöner, energetischer, mitreißender Tanz.

Litó Walkey & Carlos Pez: Like That, Like This

Wie schon der Titel andeutet, besteht das Vokabular dieser Choreographie aus Gesten. Genauer: Aus dem Nachahmen, Aufgreifen und Weiterentwickeln von unwillkürlichen Gesten,  von den kleinen Blicken, den Augen- und Handbewegungen, dem Vor- und Zurück einer Beziehungsaufnahme. Mal tauchen diese Gesten verbatim auf, mal umschreibt die Choreographie sie mit größeren Abläufen, die fast an Tanztheater grenzen. So zum Beispiel der Elch, der – in den einleitenden Worten beschrieben – sich später halb sichtbar, halb unsichtbar durch den tschechov’schen Birkenwald bewegt.

Busy Rocks: Throwing Rocks / Keeping Busy Keeping Still

Nochmal Herbstleuchten Festival in der Fabrik Potsdam, diesmal zwei Performances, die jeweils wiederum aus mehreren Teilen bestanden, der P.A.R.T.S Student/innen Franziska Aigner, Fabián Barba, Marisa Cabal, Tuur Marinus und Gabriel Schenker.

Im ersten Teil die ersten Performance wurde Tanz auf das Zittern schön ausgebildeter Muskeln an wirklich schönen Körpern reduziert – minimale Bewegung und maximaler Tanz. So recht konnte ich aber damit nichts anfangen, ein Gefühl, dass sich dann auch in den weiteren Teilen dieser ersten Performance fortsetzte. Zu sehen waren noch ein menschlicher, nicht ganz runder Ball, der zu klassischer Musik über die Bühne rollte, sowie ein Video.

Die zweite Performance war offensichtlich eine Hommage an ‘Der Lauf der Dinge‘ von Peter Fischli und David Weiss (1987, T&C film), aber was für eine. Statt Leitern, Autoreifen, Feuer, Wasser, Balken usw. sind drei Performer/innen auf der Bühne und werden nach und nach zu den verschiedensten Materialien, die einen einmal begonnen Impuls immer wieder aufgreifen, umwandeln und weiterreichen. Vor den Augen spielt sich der Lauf der Dinge ab, stumm, langsam und faszinierend. Das hier Menschen Objekte imitieren, irritiert nie. Im Gegenteil, in der sehr überzeugenden Darstellung der verschiedenen Materialitäten liegt viel Spannung.

Colette Sadler: The Making of Doubt

Vorgestern habe ich “The Making of Doubt” von Colette Sadler in der fabrik potsdam gesehen. Es ist ein Tanzstück mit vier Tänzer/innen und vier “Puppen”. Zwei der Puppen sind sehr bis zur Verwechslung menschenähnlich und zwei sind menschengroße Pappen. Das Stück besteht aus drei Teilen, im ersten Teil wird mit den menschenähnlichen Puppen gespielt und getanzt, im zweiten Teil kommen die  Pappen zum Einsatz und im dritten Teil verwenden die Tänzer/innen zusätzliche, künstliche Gliedmassen.

The Uncanny Valley

The Uncanny Valley

[Hypothesized emotional response of human subjects is plotted against anthropomorphism of a robot, following Mori’s statements. The uncanny valley is the region of negative emotional response towards robots that seem “almost human.” Movement amplifies the emotional response. [image from wikipedia]

BADco. Changes

This post closes the little series on performances shown during ‘Tanz im August‘ 2008. Yesterday I went to see BADco.’s Changes at Sophiensaele.

Changes (concept and choreography: Nikolina Pristaš) is a hard piece. And with those horrible chairs in the front row of Sophiensaele it is double so. It took a little while for me to get anything out of it. In fact it took until the Q&A aferwards. I didn’t so much listen to the talk then used this time to think about what I had just seen.

Album (Praticable) von Frédéric Gies

Ich war gerade im Podewil (Tanz im August) und habe mir dort das neue Stück ‘Album (Praticable)‘ von Frédéric Gies angesehen. Hat mir sehr gut gefallen und kann ich auf jeden Fall empfehlen. Leider hatte ich meine Kamera vergessen, sonst könnte ich hier auch noch einen visuellen Eindruck vermitteln.

‘Album’ ist ein Solo. Das Stück erinnert im Aufbau an ein Konzert oder vielleicht eher noch an ein Musik-Album (hence the name). Frédéric Gies tanzt 6 verschiedene kürzere Tänze, die durch das Album-Prinzip und ein gemeinsames Konzept zusammengehalten werden: Ein tänzerisches Konzept-Album also.

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