Eine schrittweise Rezension in vier Emails
aus der ersten email:
Tagsüber ist selbst lesen nicht ganz einfach – ich habe elizabeth grosz – chaos, territory, art angefangen und habe einen ganzen Tag für die ersten 24 seiten gebraucht… das Buch scheint wirklich ein ziemlich zweifelhaftes Projekt zu sein, fast möchte man meinen, es wurde in dem Wissen geschrieben, dass es den Künstler/innen als Zielgruppe reicht, wenn man imposante Zusammenhänge behauptet, und dass die sich doch nicht die Mühe machen, darüber näher nachzudenken. In a nutshell (wohlgemerkt die ersten 24 seiten): Kunst ist wie Philosophie in erster Linie eine Kontext-Maschine, in der neue Beziehungsrahmen geschaffen bzw. vorhandene durchbrochen werden, jeweils mit dem Ziel, das ungeordnete Chaos der zugrundeliegenden Natur erfahrbar und natürlich insbesondere neu erfahrbar zu machen. Kunst geht es um Sensations (Erfahrungen?), aber nicht um das reproduzieren von Sensations sondern um das Erzeugen von neuen. (Denn Reproduktion ist keine Kunst…) Und natürlich geht es nicht darum, eine Hierarchie zwischen Kunst und Philosophie aufzumachen, eher die gemeinsamen Wurzeln freizulegen, trotzdem ist natürlich klar (?), dass Architektur die primäre Kunstform ist, von der sich alle anderen ableiten, denn das Medium der Architektur sind ‘frames’ (Beziehungsrahmen), wie man unschwer feststellen kann, wenn man sich architektonische Pläne anschaut. Viel von dem imposanten Gepräge des Textes entsteht durch den doppelten Bezug auf Deleuze und Darwin, wobei der eine wohl für die Verwurzlung in der aktuellen Debatte und der andere für wissenschaftliche Credibility herhalten muss. Zusätzlich zum oben geäußerten Verdacht des unverblümten Opportunismus befürchte ich auch noch eine essentialistische, also sehr konservative Stoßrichtung, wie sie in Wendungen wie ‘irreducibility of sexual difference’ schon aufscheint. Lustig in jedem Fall die mehrfach wiederholte Behauptung, dass Deleuze Konzeptkunst scheisse fand…