Wie schon der Titel andeutet, besteht das Vokabular dieser Choreographie aus Gesten. Genauer: Aus dem Nachahmen, Aufgreifen und Weiterentwickeln von unwillkürlichen Gesten, von den kleinen Blicken, den Augen- und Handbewegungen, dem Vor- und Zurück einer Beziehungsaufnahme. Mal tauchen diese Gesten verbatim auf, mal umschreibt die Choreographie sie mit größeren Abläufen, die fast an Tanztheater grenzen. So zum Beispiel der Elch, der – in den einleitenden Worten beschrieben – sich später halb sichtbar, halb unsichtbar durch den tschechov’schen Birkenwald bewegt.
Month: October 2008
Nochmal Herbstleuchten Festival in der Fabrik Potsdam, diesmal zwei Performances, die jeweils wiederum aus mehreren Teilen bestanden, der P.A.R.T.S Student/innen Franziska Aigner, Fabián Barba, Marisa Cabal, Tuur Marinus und Gabriel Schenker.
Im ersten Teil die ersten Performance wurde Tanz auf das Zittern schön ausgebildeter Muskeln an wirklich schönen Körpern reduziert – minimale Bewegung und maximaler Tanz. So recht konnte ich aber damit nichts anfangen, ein Gefühl, dass sich dann auch in den weiteren Teilen dieser ersten Performance fortsetzte. Zu sehen waren noch ein menschlicher, nicht ganz runder Ball, der zu klassischer Musik über die Bühne rollte, sowie ein Video.
Die zweite Performance war offensichtlich eine Hommage an ‘Der Lauf der Dinge‘ von Peter Fischli und David Weiss (1987, T&C film), aber was für eine. Statt Leitern, Autoreifen, Feuer, Wasser, Balken usw. sind drei Performer/innen auf der Bühne und werden nach und nach zu den verschiedensten Materialien, die einen einmal begonnen Impuls immer wieder aufgreifen, umwandeln und weiterreichen. Vor den Augen spielt sich der Lauf der Dinge ab, stumm, langsam und faszinierend. Das hier Menschen Objekte imitieren, irritiert nie. Im Gegenteil, in der sehr überzeugenden Darstellung der verschiedenen Materialitäten liegt viel Spannung.
Wenn das Uhrwerk kaputt geht, muss der Uhrmacher flicken. Er ist ein schlechter Uhrmacher, sonst müsste er sein Werk nicht flicken. So dachte Leibniz über Gott nicht. Die Schöpfung bedürfe ihres Schöpfers nicht, sie sei sonst unvollkommen. Weil aber die Zeit für den Freiherrn von Leibniz nicht zur Schöpfung gehörte, fragte er sich, was vor der Schöpfung gewesen sei und erkannte: den Uhrmacher. Der Freiherr von Leibniz hingegen gehörte ohne Zweifel zur Schöpfung dazu, weshalb er des Uhrmachers nicht bedurfte. Damit hätte die Angelegenheit begraben sein können. Weil er, Leibniz, aber Philosoph war, fragte er: «Wo ist Gott?» und erkannte: weg ist er. Gott ist ein abwesender Uhrmacher. Dessen Maschine läuft und läuft und läuft und Schmerzen bereitet, weshalb wir glauben, sie müsse geflickt werden. Weshalb Leibniz sein, Leibniz’, Werk «Theodizee» nannte. Womit Gottes Abwesenheit als Wunde markiert war. Womit Gott noch nicht tot war. Womit er doch noch irgendwie da war. Die Abwesenheit ist nicht dasselbe wie der Tod. Die Abwesenheit gehört zur Anwesenheit dazu, wie der Freiherr von Leibniz zur Schöpfung dazu gehört. Das ist offenbar. Gott ist abwesend in dem Sinne, als dass er nicht offenbar ist:«Wahrhaftig, du bist ein verborgener Gott.» (Jesaja 45,15) Auf tritt Martin Luther. Gott kann gar nicht erkannt werden. Vor allem andern nicht von den Philosophen. Es gibt nichts zu sehen. Nur geglaubt kann er werden: «Sola fide». Mitten am Rand des Erkennens angelangt.
Marin Bieri (Schauplatz International) über An- und Abwesenheit mit bezug auf ihre Performance ‘Expedition’, die im Rahmen von ‘Dein Wort in Gottes Ohr‘ gezeigt wird.
Hier werde ich Links zusammenstellen, die ich im Zusammenhang mit “Dein Wort in Gottes Ohr” bemerkenswert finde, für die aber nicht wirklich vielmehr als eine nette Anekdote sind. Wer zur Linkliste beitragen will, kann einfach einen Kommentar zu diesem Eintrag hinzufügen.
In dem Video von Richard Dawkins kurz erwähnt, wollte ich mehr über Hell House erfahren. Wie sich herausstellt, gibt es darüber eine Dokumentation aus dem Jahr 2001.
Hell House ist ganz schlicht und einfach die evangelikale Variante von Haunted Houses, wie sie zu Haloween in den USA schon eine lange Tradition haben. Ein Haunted House ist sowas wie eine self-made Geisterbahn, die temporär zu Haloween in irgendwelchen leerstehenden Häusern eingerichtet wird. Es geht um Verkleiden und Gruseln und um Haloween-Spass.
Richard Dawkins BBC-Documentaries über den “Gotteswahn” sind scheinbar naive Nachfragen eines Wissenschaftlers, der die ganze Sache mit der Religion nicht so recht verstehen kann. Zum Teil mit einer ähnlichen Haltung wie Borat, stolpert er fast von einem Interview ins nächste. Und wie Borat ist er dabei dann doch weder naiv noch unschuldig.
Im Ausland und in den Sophiensälen findet im Dezember das Festival “Dein Wort in Gottes Ohr” (abgekürzt dwigo) statt, dass sich mit dem Religiösen in der Kunst beschäftigt. Das Programm, und Texte zu den einzelnen Konzerten, Installationen und Performances kann man nach und nach unter dwigo.net finden.
Vorgestern habe ich “The Making of Doubt” von Colette Sadler in der fabrik potsdam gesehen. Es ist ein Tanzstück mit vier Tänzer/innen und vier “Puppen”. Zwei der Puppen sind sehr bis zur Verwechslung menschenähnlich und zwei sind menschengroße Pappen. Das Stück besteht aus drei Teilen, im ersten Teil wird mit den menschenähnlichen Puppen gespielt und getanzt, im zweiten Teil kommen die Pappen zum Einsatz und im dritten Teil verwenden die Tänzer/innen zusätzliche, künstliche Gliedmassen.
[Hypothesized emotional response of human subjects is plotted against anthropomorphism of a robot, following Mori’s statements. The uncanny valley is the region of negative emotional response towards robots that seem “almost human.” Movement amplifies the emotional response. [image from wikipedia]